Ich fühl mich vom Leben belästigt
Kein „ich mach ne Anzeige“-belästigt. Eher so ein „du nervst irgendwie“, so ein „augenverdreh“-belästigt. Sei doch einfach mal nett. NUR nett. Also wirklich nur. Nicht immer so: Ich bin mal kurz nett, und dann nerv ich dich wieder 3 Tage. Weißt du, was man mit Nervensägen früher in der Schule gemacht hat?! Siehste!
Jetzt versucht man dem Leben zu erklären, wie es ab sofort läuft. Aber es hört nicht zu. Als würde es einem zustimmend zunicken, und dann – schwups – oh, ein Schmetterling… Man kann Pläne schmieden und erklären, aufmalen, ne Mail schreiben. Aber es scheint schwer von Begriff zu sein.
Hat es mich vergessen? Das glaubt man ja manchmal. Als hätte es meine Nummer verloren. Das Handy ist kaputt oder sowas. Das ist nicht witzig, ok?! Ich wäre nämlich jetzt soweit. Für die plötzliche, glückliche Wendung. Ja, ok, ich muss zugeben, dass ich ziemlich ungeduldig bin. Das hilft natürlich nicht gerade.
Da heißt es ja immer, dass man gute Gedanken haben soll und sowas alles. Dass man dann das Gute anzieht und glücklich und zufrieden sein wird bis an sein Lebensende usw. usw… Jahaa, aber das ist ja nicht immer möglich! Geht das Leben selbst manchmal vor die Tür, und hat es einen Job? Weiß es, was da draußen manchmal los ist? Dass man nicht immer nur gute Gedanken haben kann?! Also, ich schaff das nicht. Ich muss mich ja frühs schon im Berufsverkehr zusammenreißen. Es könnte natürlich sein, dass ich vielleicht – also nur eventuell – morgens ein kleines „Aufstehproblem“ habe und dann in Zeitnot bin. Ja, aber das ist doch egal! Was ich damit eigentlich meine: Es kann doch nicht jeder ein Erleuchtungsgenie sein! Man soll ja meditieren und, naja, die innere Mitte finden und sowas, dann wird man erleuchtet und findet sein Glück. Was, wenn ich das nicht kann? Was, wenn ich das nicht will? Und trotzdem will ich superglücklich werden! Den supercoolsten Ehemann absahnen und einen tollen, gut bezahlten Job, der mir Spaß macht, haben und so.
Aber jetzt ist es ja nun mal grad so trendy und angesagt, erleuchtet zu sein. Man muss verdammt noch mal glücklich sein. Und wenn du es nicht schaffst, dann bist du ein Loser. Es gibt Forschungen dazu, wo auf der Welt die Menschen am glücklichsten sind. Belästigung vom Feinsten ist das, finde ich. Jetzt stehen wir auf Platz 46 (von 138) der Weltrangliste. Toll! Da fühlt man sich auch überhaupt nicht unter Druck gesetzt, nee…! Und prompt kommt ein neues Buch raus, „Wie erlange ich Erleuchtung durch die lila Glitzereinhorn-Methode“ oder sowas. Ja, der Schriftsteller wird bestimmt glücklich, wenn er dann mit seinem lila Einhornspielzeug in seiner Badewanne in der neuen tollen Villa sitzt. Mr. Glitzereinhorn kommt jetzt daher und sagt, dass wir so, wie wir glücklich sind, gar nicht glücklich sein können. Dass wir das Glücklichsein sozusagen falsch machen.
Nee, so läuft das nicht. Also, ich hab keine Lust mehr. Ich mach da nicht mehr mit. Dieses ganze Superglücklichsein. Die innere Mitte finden, lila Glitzereinhorn-Methode… Pffff. Dann bin ich eben mal schlecht gelaunt, weil der Penner vor mir wieder nicht fährt, der nicht versteht, dass er ein Fahrzeug hat und kein Bremszeug. Ich glaube ja, ich hätte eigentlich Rennfahrerin werden sollen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Also, ich für meinen Teil bin total glücklich, wenn mir keiner einredet, dass ich das sein muss und vor allem, wie ich das zu sein habe. Sorry, lila Glitzereinhorn, du bist bestimmt ganz niedlich, aber ich bekomm das ganz alleine hin.