Nein ist ein kompletter Satz
Ja ich finde Weintrauben gut. Ja Rotwein ist toll. Die Farbe Rot gefällt mir.
Ja du hast Recht Weintrauben schmecken nicht. Ja ich stimme dir zu Rotwein ist auch nicht so mein Fall. Ja ich finde auch Rot ist keine gute Farbe.
Wenn jetzt ein und die selbe Person die oben geschriebenen Sätze gesagt hätte. Wer ist die Person? Und vor allem was mag sie und was nicht? Wir werden es wohl nie rausfinden. Wie eine Fahne im Wind dreht sich wohl der Geschmack der Person. Oder sogar die Meinung. Der Charakter ist überhaupt nicht greifbar.
Wenn die Person ab und an Nein sagen würde. Zum Beispiel. Nein! Ich hab doch gesagt ich mag Rotwein. Ich trinke lieber den Weißwein. Ich nehme lieber den schwarzen Pulli. Der rote gefällt mir nicht. Dann wüssten wir schon viel mehr darüber was die Person mag und was nicht.
Ein Nein definiert uns also ein Stück weit. Ab und an Nein zu sagen ist eine Aussage. Eine Aussage nicht nur über die Sache an sich. Sonder auch über uns. Es formt uns zu dem was wir sind. Zu dem was wir sein möchten und wie wir wahrgenommen werden wollen.
Nein zu sagen ist also völlig in Ordnung. Es macht uns aus. Es gehört dazu. Ohne die Neins in unserem Leben wären wir nicht wir. Es fällt uns dennoch ab und an schwer Nein zu sagen. Vor allem wenn uns jemand um etwas bittet. Meist verfallen wir hier dann in eine Rechtfertigungsfalle und wollen uns erklären. „Ja also ich kann da nicht. Es tut mir auch wirklich leid aber an genau dem Tag ist meine Hochzeit. Deswegen nimm es mir nicht übel wenn ich nicht beim Umzug helfen kann“ Naja oder so ähnlich. Ich übertreibe natürlich. Aber wir glauben meist das wir uns erklären müssen wenn wir Nein sagen. Das ist Quatsch. Nein ist ein kompletter Satz. Wir üben das jetzt.
Magst du Weintrauben? – Ja
Magst du Rotwein? – Nein
Kannst du am Samstag aushelfen und arbeiten kommen? – Nein
Fertig. So einfach ist das. Wie dreist wäre es jetzt auch wenn dein Gegenüber dich jetzt fragen würde. Darf ich fragen warum du nicht helfen kannst? Das fände ich wirklich unhöflich. Wenn man Nein sagt hat man wohl seine Gründe. Davon ist auszugehen. Auch wenn du ein Nein bekommst. Akzeptiere es. Es hat wohl seine Gründe.
Und vergiss nicht. Jedes einzelne Nein macht dich aus und ein Stück weit zu dem wer du bist. Rechtfertige dich nicht für deine Neins. Nein ist ein kompletter Satz!
Wer bist du ohne die Neins? Genau. Keiner weiß es!
„Sterne sieht man nur in der Dunkelheit. Es wird also die Dunkelheit und das Licht (Sterne) gebraucht um Sterne sehen zu können. Ohne Dunkelheit würden wir sie nicht sehen. Die Neins stellen unsere Dunkelheit dar. Wir brauchen sie um das Bild zu formen.“